Zar Peter I. ist von 1696 bis 1725 Alleinherrscher über Russland. Sein Anliegen ist es, das bis dahin vom übrigen Europa abgeschiedene Moskowitische Reich – Russland – zu modernisieren und enger an die mittel- und westeuropäische Welt anzubinden.

Peter I. hat ein leidenschaftliches Interesse an Seefahrt, Schiffsbau und seiner eigenen Flotte. Doch die umstrittenen ehemaligen russischen Ostseezugänge am Finnischen Meerbusen sind seit 1617 fest in schwedischer Hand. Damit Russland am Ostseehandel teilnehmen und sich auch politisch fester an Westeuropa anbinden kann, muss Schweden entrissen werden, was Russland hatte abtreten müssen.

Russland geht daher 1698–1699 ein Bündnis mit Dänemark-Norwegen und Polen-Sachsen gegen Schweden ein. Der Große Nordische Krieg wird gut zwanzig Jahre Peters Handeln bestimmen und Russland letztlich die entscheidende Rolle spielen, Schwedens Vorherrschaft im Ostseeraum zu brechen.

Denn auch wenn es lange nicht so aussieht, ist Russland der große Sieger. Bis 1709 erleidet die russische Armee zahlreiche vernichtende Niederlagen gegen die schwedische Armee. Aber das riesige russische Reich verfüge über große Ressourcen, es kann immer wieder Armeen aufstellen und vor allem Flotten aufbauen. Außerdem treibt Peter I. unermüdlich Maßnahmen zur Modernisierung Russlands voran, die berühmten petrinischen Reformen. Mit der Schlacht von Poltava im Sommer 1709 kommt die Wende des Krieges, als die schwedischen den mittlerweile modernisierten russischen Truppen unterliegen.

Im weiteren Verlauf des Krieges gelingt es Russland, Schwedens gesamte Provinzen im Baltikum zu erobern: Estland, Lettland, Litauen, Teile Kareliens und Ingermanland. Dort wird schon 1703 mit dem Bau der späteren Hauptstadt Sankt Petersburg auf erobertem schwedischem Gebiet begonnen. Russland erzielt die größten Gebietsgewinne in diesem Krieg und kann Schweden im als Großmacht im Ostseeraum ablösen – Peters neugeschaffenes Reich wird fortan zu den europäischen Großmächten gezählt.