Die Hauptakteure
König Karl XII. von Schweden
Karl XII. ist von 1697 bis 1718 König von Schweden. Durch das Wirken seines Vaters Karl XI. erbt er ein gut organisiertes Reich, das einer der am modernsten und am besten verwalteten Staaten Europas ist. Über Jahrhunderte wachst Schweden zur Großmacht im Ostseeraum heran. Das ist ohne ein großes, stehendes Heer und eine schlagkräftige Flotte nicht möglich – was Schweden hat. Sein Wehrpflichtsystem gilt als äußerst günstig und effektiv.
Karl XII. will diesen Status halten und festigen. Deshalb bemühen sich die schwedischen Diplomaten, Nichtangriffsverträge (Defensivbündnisse) mit vielen Staaten zu schließen, so etwa mit Russland und Polen. Dänemark-Norwegen jedoch, der Erzrivale, wird weiterhin als Feind angesehen, der Schweden jederzeit angreifen kann. Dagegen gilt es, gewappnet zu sein. Weiterhin garantiert Schweden die Unabhängigkeit und Souveränität des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf gegen Dänemark. Schweden ist fest mit dem Herzogtum verbunden, denn Karls Großvater, Karl X. Gustav, ist einst mit einer Gottorfer Prinzessin verheiratet, und auch Karl XII. verheiratet seine ältere Schwester Hedvig Sofia mit dem Gottorfer Herzog Friedrich IV. Ansonsten vermag sich Schweden aus den europäischen Konflikten der Zeit herauszuhalten.
Im Großen Nordischen Krieg erweist sich Karl XII. als glänzender Taktiker, jedoch ohne ein ausgeprägtes diplomatisches Gespür. Mehrfach bieten ihm seine Gegner vorteilhafte Friedensschlüsse an, etwa Sachsen-Polen oder Russland, die er aber alle nicht annimmt. Karls beharrt auf seinen Kriegszielen, August den Starken und Zar Peter I. abzusetzen – vermutlich, weil sie anfangs die Nichtangriffsverträge mit Schweden brechen und Schweden ohne Kriegserklärung überfallen. Nach und nach gerät Schweden im Verlauf des Krieges in die Defensive. Doch Karl bleibt stur und ist weiterhin nicht bereit, einen Frieden zu unterzeichnen, in dem Schweden Land abtreten muss. Somit überschätzt er die politischen Möglichkeiten Schwedens.
Zuletzt gehört Schweden zu den Verlierern des Großen Nordischen Krieges. Karl XII. erlebt das Ende des Krieges jedoch nicht, denn er fällt 1718 bei der Belagerung der norwegischen Grenzfestung Frederiksten, nah dem heutigen norwegischen Halden, unter ungeklärten Umständen. Schweden muss den größten Teil seiner ausländischen Provinzen im Ostseeraum einbüßen, lediglich ein Rest Schwedisch-Pommerns mit Stralsund und Rügen bleibt im Reich – insgesamt verliert Schweden seinen Status als europäische Großmacht.